Du möchtest endlich eine BU-Versicherung abschließen und suchst nach einem Anbieter. Dabei fällt dir ein Werbeversprechen besonders auf: „Beitragsrückgewähr am Ende der Laufzeit bei Leistungsfreiheit.“
Heißt: Die Versicherung verspricht dir, das Geld für einen Teil deiner Beiträge zu erstatten, wenn du im Versicherungszeitraum nicht berufsunfähig wirst.
Klingt erstmal sehr vielversprechend, oder? Aber ist das denn wirklich der Fall?
Jeden Tag sehen wir Verträge bei der Berufsunfähigkeitsversicherung, bei denen wir nur den Kopf schütteln können. Denn einmal vorweg: Du erhältst die Rückzahlung für Berufsunfähigkeitsversicherung deiner Beiträge nicht, weil du nicht krank geworden bist – sondern weil du vorher die ganze Zeit mehr bezahlt hast.
Du erfährst in diesem Text Tipps und Informationen zu diesen Themen:
- welche Arten von BU-Versicherungen es überhaupt gibt
- warum eine Rückzahlung meist nur ein Marketingtrick ist
- warum bei der BU mehr als nur der Beitrag stimmen muss
Rückzahlung bei Berufsunfähigkeitsversicherung: Inhalt in 3 Sätzen
Berufsunfähigkeitsversicherungen mit Geld-zurück-Garantie am Ende der Laufzeit sind eine Mogelpackung, da die Versicherungsgesellschaften hier schon von Beginn an die Beiträge anheben.
Die selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung halten wir für 99% der Versicherungsnehmer am sinnvollsten.
Der Versicherer sollte umfangreiche und verbraucherfreundliche Leistungsbedingungen bei der BU-Versicherung anbieten – deswegen musst du auf mehr achten, als nur den Beitrag, um im Schadensfall optimal abgesichert zu sein.
Welche Arten der BU-Versicherung gibt es?
Ohne viel drumherum: Es gibt die selbstständige BU, die Berufsunfähigkeitszusatzversicherung und die Investment-BU. Dazu kommen einige Spezialversicherungen, die für bestimmte Berufsgruppen gelten.
Jetzt einmal im Detail:
Selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung (S-BU)
Eine S-BU ist eine reine Berufsunfähigkeitsversicherung und unabhängig von anderen Leistungen. Also gilt der Vertrag einzig für die Berufsunfähigkeit, Produkte wie Altersvorsorge, Lebensversicherungen und ähnliches sind nicht enthalten.
Die Leistungen umfassen eine genau definierte Rente für den Fall einer Berufsunfähigkeit, welche auf die Vertragslaufzeit begrenzt ausgezahlt wird. Du kannst dich bis zu deinem 67. Lebensjahr versichern lassen.
Du zahlst hier eine reine Risikoprämie – das heißt: Die Versicherungsgesellschaft beschäftigt viele Statistiker, die dein Risiko berechnen, während der Vertragslaufzeit berufsunfähig zu werden. Darauf basierend werden deine Beiträge kalkuliert und dir das Versprechen gegeben, dich im Leistungsfall abzusichern.
BU-Zusatzversicherung (BUZ)
Klingt eine Altersvorsorge mit Berufsunfähigkeitsversicherung nicht sehr beruhigend? Die Idee dahinter ist recht simpel: Wer eine BU-Versicherung und eine Form der Altersvorsorge benötigt, kann dies in einem Vertrag abschließen. Deswegen koppelt man die Berufsunfähigkeitsversicherung an eine
- Kapitalbildende Lebensversicherung
- Basisrente
- Riester-Rente
- oder betriebliche Altersvorsorge.
Die BU-Versicherung ist dabei ein Anhängsel und funktioniert immer nur in Kombination mit dem Hauptvertrag. Deswegen solltest du genau hinsehen: Eine Verknüpfung kann Vorteile, aber auch Nachteile für dich haben. Auf der einen Seite locken wenige Gesundheitsfragen und Steuervorteile, auf der anderen Seite können die Leistungen im Schadensfall leiden – das Thema würde aber den Rahmen dieses Artikels sprengen.
Dazu kommt, dass die Altersvorsorge immer mindestens 50% der Beiträge ausmachen muss. Willst du also deine Berufsunfähigkeitsrente erhöhen, steigt damit auch der monatliche Beitrag deiner Altersvorsorge.
Investment-BU-Versicherung
Rentable Auszahlungen und Rendite bei der Berufsunfähigkeitsversicherung: So klingt dieses Modell zumindest auf dem Papier. Doch wie genau funktioniert das?
- Du zahlst monatlich einen höheren Betrag, den sogenannten Brutto-Betrag (später im Artikel findest du eine Erklärung dazu, was dieser Brutto-Beitrag ist, siehe: „Irreführung: Die BU-Versicherung mit Rückzahlung“).
Dein Versicherungsträger investiert die Differenz zwischen deinem gezahlten Brutto-Betrag und dem eigentlichen Netto-/Zahlbetrag.
Die Investition erfolgt in Aktienfonds und Wertpapiere. Der Anbieter erzielt im Verlauf durch die Kapitalanlage im Verlauf Überschüsse, also Rendite.
Wirst du nicht berufsunfähig, bekommst du am Ende des Vertrags oder im Leistungsfall das angesparte Kapital, das du vorher draufgezahlt hast, zurück + einen Teil der Rendite, also eine Überschussbeteiligung.
Das Problem? Erstmal ist dein Beitrag oft bis zu 50% teurer als bei einer SBU! Wer also eine vernünftige Absicherungssumme festlegt, zahlt am Ende sehr hohe Monatsbeiträge.
Zudem hast du keine Kontrolle über dein Geld: Du weißt nicht, wie und in welche Anlagen es investiert wird und hast keine garantierte Rendite. Mit einem privaten Sparplan und der Beratung durch einen spezialisierten Experten hättest du einen besseren Überblick und entscheidest selbst, wo dein Geld investiert wird.
5 Gründe, wieso die S-BU unserer Meinung nach für die meisten Berufe die sinnvollste Absicherung ist
1. Du zahlst NUR für deine BU-Versicherung
Deine Berufsunfähigkeitsversicherung ist nicht verknüpft mit anderen Leistungen, durch die der Beitrag unnötig teuer wird. Der Versicherte zahlt nur für zwei Dinge: Seine abgesicherte BU-Rente und sein individuelles Risiko.
2. Die S-BU ist entkoppelt von anderen Leistungen
Ist deine Berufsunfähigkeitsversicherung an einen Grundvertrag geknüpft, musst du diesen immer aufrechterhalten – willst du also deine Rentenversicherung kündigen oder kannst die Beiträge im Leistungsfall nicht zahlen, ist dein BU-Schutz weg.
Die SBU ist davon entkoppelt. Das ist im Leistungsfall hochrelevant: Wenn du zum Beispiel die Beiträge eines Kombivertrags nicht mehr zahlen kannst, musst du die gesamte Risikoabsicherung auf „Beitragsfrei“ stellen, also sozusagen den Vertrag pausieren. Damit verfällt aber auch der Versicherungsschutz deiner Berufsunfähigkeitsversicherung.
Zudem steigen wie oben beschrieben die Beiträge bei den Kombiverträgen immer deutlich stärker, denn möchtest du deine Berufsunfähigkeitsrente anheben, hebt sich auch der Beitrag der Altersvorsorge um den gleichen Anteil, damit die Altersvorsorge mindestens 51% des Beitrags ausmacht.
Dennoch können auch Kombiverträge im Einzelfall die bessere Absicherung für Kunden sein – dies gilt es jedoch im Einzelfall zu prüfen.
3. Deine S-BU muss auch nur gut in der Berufsunfähigkeitsversicherung sein
Wer Kombinationsverträge anbietet, muss gleichzeitig nach links und rechts schauen – das können viele Anbieter nicht. Begib dich nicht in Gefahr, ganz essenzielle Leistungen zu verlieren, nur weil es vielleicht mehr Aufwand ist, sich noch separat um seine Altersvorsorge zu kümmern. Im Schadensfall wird sich die Mühe auszahlen!
4. Du trittst in keine Steuer-Falle
Die BUZ sorgt in Kombination mit der Altersvorsorge oft für riesige Steuerfallen im Leistungsfall – je nach Höhe der Absicherung. Woran liegt das? Ein kurzer Exkurs:
Deine S-BU kannst du nur als reguläre Versicherungsbeiträge von der Steuer absetzen. Die 1900€, die du für Versicherungen angeben kannst, werden allerdings oft schon von deiner Krankenversicherung ausgefüllt.
In einem Kombinationsvertrag mit einer Altersvorsorge lässt sich auch deine BU-Versicherung als Altersvorsorge absetzen – deswegen werden diese Verträge oft als „Steuerwunder“ verkauft.
Aber was passiert, wenn du den Leistungsfall anmeldest? Deine BU-Rente wird deutlich höher versteuert, nämlich wie ein reguläres Einkommen – je höher die Absicherungssumme, desto höher die Steuerlast. Die genauen Details wären auch hier wieder zu umfangreich, aber das kann dazu führen, dass der Betrag deiner BU-Rente durch die Besteuerung deutlich geringer ausfällt, als du es dir erhofft hast.
5. Schon bei 50% Berufsunfähigkeit gibt es eine Rentenzahlung
Hier geht es eher um den Vergleich mit der staatlichen Sicherung: Dein Sicherheitsnetz bei einer privaten Absicherung ist viel zuverlässiger!
Die Erwerbsminderungsrente unterstützt dich erst vollständig, wenn du weniger als 3 Stunden in irgendeinem Job arbeiten kannst, während die BU-Versicherung spezifisch für deine Anstellung gilt und bereits bei 50-prozentiger Arbeitsunfähigkeit die festgelegte Rente zahlt (siehe Artikel: „Berufsunfähigkeitsversicherung: Das Einzige, was deine finanzielle Zukunft schützen kann“).
Irreführung: Die Berufsunfähigkeitsversicherung mit Beitragsrückgewähr
Könnte eine BU mit Beitragsrückgewähr überhaupt existieren? Die Antwort lautet Nein, und hier die Erklärung:
Eine Versicherung lebt davon, dass sie mehr Einnahmen macht, als Leistungen ausgezahlt werden – wenn ein Großteil der Beiträge bei gesunden Kunden zurückgezahlt wird, würde das Wirtschaftsmodell nicht funktionieren. Ein Beispiel:
Max und Moritz sind die einzigen Versicherten bei einem Versicherungsträger. Beide zahlen monatlich 50€ und haben sich mit einer BU-Rente von 1500€ abgesichert. Wenn Max nun krank wird und die Rente ausgezahlt bekommt, bräuchte man 30 Monatsbeiträge von Moritz (50€ x 30 = 1500€), um eine einzige Monatsrente für Max zu bezahlen. Deswegen muss die Versicherung vorher Beiträge von vielen Gesunden ansparen, um einen Leistungsfall decken zu können.
Deswegen die Erinnerung: Eine Beitragsrückerstattung gibt es in der Regel nur, wenn du vorher mehr Geld bezahlt hast, als du eigentlich müsstest. Du bezahlst für deine Absicherung deutlich höhere Monatsbeiträge, um dir eine BU-Versicherung mit Beitragsrückgewähr zu ermöglichen.
So funktioniert deine Beitragsrückgewähr tatsächlich:
Nun gibt es zwei Modelle, die bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu einer Rückzahlung führen:
Brutto-Netto-Differenz
Das funktioniert so: Der Brutto- oder Maximalbetrag ist ein statistisch errechneter Betrag, um alle theoretischen Schadensfälle zu decken; der Netto-Beitrag ist der tatsächliche Zahlbetrag, den du monatlich bezahlst, nachdem der Anbieter seine erzielten Überschüsse vom Bruttobetrag abzieht.
Manche Versicherungsträger lassen dich von Beginn an den Brutto-Betrag zahlen – deine Erstattung entsteht am Ende also nur aus den Überschüssen, also aus der Differenz zwischen Brutto und Netto, dein grundsätzlicher Zahlbetrag ändert sich damit aber nicht!
Auch hier ein Beispiel: Max und Moritz sind zu gleichen Konditionen abgesichert und haben die gleichen Berechnungsparameter. Beide sichern eine Rente von 1500€ ab, die Beiträge betragen 50€ Netto und 70€ Brutto. Max entscheidet sich jedoch für Versicherung A, nämlich eine SBU ohne Erstattung und zahlt dafür den Nettobeitrag (50€). Moritz zahlt bei Versicherung B den Bruttobeitrag von 70€, weil er von der Erstattung begeistert ist.
Wenn Moritz nicht berufsunfähig wird, kriegt er die Differenz von 20€ (70€ minus 50€) erstattet – am Ende haben Max und Moritz dann das gleiche gezahlt. Wenn Moritz jedoch berufsunfähig geworden wäre, hätte er die Rückerstattung nicht einmal bekommen und insgesamt mehr gezahlt (ohne einen Vorteil bei den Leistungen zu haben).
Investment-BU
Bereits oben beschrieben, aber hier noch einmal eine Zusammenfassung: Ein Teil deines Beitrags wird investiert, wodurch der Beitrag steigt. Der Anbieter handelt dann mit Wertpapieren und Fonds und leistet am Ende eine Kapitalauszahlung mit Beteiligung an der Rendite.
Was mit deinem Geld passiert, wie es eingesetzt wird und wie viel vom Überschuss der Versicherungsträger für seine Dienstleistung behält, bleibt meist recht undurchsichtig. Da bist du mit einer eigenen Anlagestrategie besser bedient!
Deswegen solltest du nicht nur auf den Beitrag deiner BU-Versicherung achten
25% aller Arbeitnehmer werden im Laufe ihres Lebens berufsunfähig. 30% davon zwischen ihrem 25. und 40. Lebensjahr – die Gefahr liegt also bei etwa 1:13. Dabei belegen psychische Erkrankungen den ersten Platz, besonders Depressionen und Burnout (mehr dazu in unserem Artikel zur Relevanz einer BU).
Mit diesen Zahlen wollen wir dir keine Angst machen. Ob eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll ist, lässt sich mit diesen Zahlen jedoch leicht beantworten: Ja, ist sie. Bleibt nur die Frage: Nach welchen Kriterien entscheide ich mich für einen Anbieter?
Diese Kriterien sind wichtiger als eine Rückzahlung für Berufsunfähigkeitsversicherung
Stell dir vor: Du willst mit einem Segelboot die Welt umrunden. Für den Fall eines Schiffbruchs möchtest du dich absichern – mit einer Schwimmweste; du wählst zwischen diesen Produkten:
Eine schlecht verarbeitete (aber günstige) Weste für 30€
Eine Weste mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis mit Abstrichen beim Material, aber tollem Design (analog zu den Werbeversprechen mancher Versicherer) für 60€ und
Eine Weste mit hochwertigen, robusten Materialien und SOS-Signal für 90€.
Welche wählst du?
Deine BU ist im Ernstfall die wichtigste und effektivste Absicherung. Verzichte nicht auf die besten Leistungen, indem du nur auf die Kosten schaust! Wenn du also das nächste Mal eine E-Mail mit dem günstigsten BU-Angebot bekommst, ignoriere diese getrost.
Und: Ein tolles Design rettet dich nicht, wenn du auf hoher See im Wasser treibst. Die besten Zusatzversprechen und Kombinationsversicherungen sind oft viel Blingbling, können aber auch nur eine Ablenkung von schlechten Leistungen sein.
Deswegen ist deine Berufsunfähigkeitsversicherung ein Lebensretter für dich, deine Familie und dein Kapital. Du denkst, dass die Grundsicherung oder eine Erwerbsminderungsrente dich zur Not ausreichend auffangen? In unserem nächsten Artikel erfährst du, wieso du ordentlich auf die Nase fallen kannst, wenn du dich auf diese Unterstützung verlässt.